Ich bin Schuld
Ich habe schuld. Da beißt die Maus keinen Faden ab. Da gibt es nicht den kleinsten Zweifel. Da gibt es nichts zu rütteln oder zu deuten. Ich bin schuldig.
Ich trage Schuld, dass die Erde zunehmend unbewohnbarer werden wird. Nicht nur für Menschen.
Ich bin schuldig. Weil ich ein Mensch bin. Weil ich kleinkariert an das eigene Wohlbefinden denke.
Ich bin schuld. Denn ich bin ein Mensch, der in dieser Zeit lebt. Im Zeitalter der Menschheit, die mit ihren Handlungen die Erde zerstört. Ein Mensch, der unsere Lebensgrundlage ausbeutet und das nicht nur alleine auf Kosten aller Menschen, die in kommenden Generationen leben wollen. Sondern auch auf Kosten aller Tiere, aller Geschöpfe unserer Welt. Und auch aller Pflanzen, der Artenvielfalt, der ökologischen Basis allen Lebens. Weil ich die Erde, das Netzwerk der ökologischen und biologischen Vielfalt, zerstöre.
Ich bin schuld. Weil ich zu den menschlichen Wesen gehöre, die in ihrem Egoismus die evolutionäre Entwicklung um tausende Jahre zurückwerfen. Die, bei aller technologischen Genialität, die Basis, die Wurzel zum gemeinsamen Leben auf unserer Erde zerstören.
Und ich bin schuld. Ich gehöre zu der Generation der Menschen, die das Leben auf dem Gewissen haben. Ich fahre Auto. Verbrenne Benzin und verpeste die Luft mit CO2. Keine Entschuldigung gibt es dafür, auch wenn es ein sehr kleines Auto ist und ich es beruflich benötige. Ich kaufe meinen gesamten Lebensbedarf, das meiste „schön“ in Kunststoff eingepackt. So trage ich bei, an dem Plastikmüll, der überall auf der Welt die Natur verschmutzt.
Wunderbare Erfindung, das Fliegen. Tolles Geschäft das Fliegen. Nicht super für die Umwelt, das Kerosin, das bei jedem Flug verbrannt wird oder abgelassen werden muss. Ich nutze Smartphone und Computer, brauche Energie für mein digitales Leben. Über Millionen Jahre entstandene Rohstoffe, wie Öl, Kohle und Gas, wurden und werden verfeuert, für meinen Energiebedarf.
Wer das nicht sieht, wer das verharmlost oder abtut, wer sagt, dass das und die so vielen anderen Errungenschaften der Menschen, nicht oder nur zum Teil die Ursachen für die Klimakatastrophe sind, der verkennt, dass alleine unser menschlicher und wirtschaftlicher Fortschritt direkt und indirekt, in ein komplexes System eingreift, und somit die Ursachen der Klimaveränderungen sind. Die Klimakatastrophe ist von Menschen verursacht. Das ist der fundamentale Unterschied zu allen anderen Klimaveränderungen in der Geschichte der Erde.
Und ich bin schuld daran. Ich fahre nicht Fahrrad. Ich esse, wenn auch sehr selten, Fleisch, ernähre mich nicht vegan. Ich lebe nicht als Selbstversorger autark. Ich bin eingebunden im gesellschaftlichen Leben. Nur die allerwenigsten Menschen leben ein komplett verantwortungsbewusstes Leben, das keinen klimaschädlichen Fußabdruck hinterlässt.
Die Löcher im ökologischen Netz werden zunehmend größer. Je größer sie werden, je schneller und gefährlicher wird es. Die Erde verändert sich zunehmen. Kaum einer konnte es sich vorstellen: Insekten, wie Ameisen, Vögel, wie Spatzen und Tauben, werden verdrängt, ihre Vorkommen sind massiv rückläufig.
Das ökologische System stirbt. Die Böden werden zunehmend ausgelaugt. Nur mit Einsatz von Chemie und Pestiziden ist der großflächige Anbau noch möglich, ist der benötigte Ertrag – für die Reicheren – noch produzierbar, den die Menschheit zum Leben braucht.
Die ungerechte Verteilung von Trinkwasser und Nahrung nimmt zu. Große Landstriche werden überflutet, unbewohnbar, durch die ansteigenden Meeresspiegel. Wetterlagen werden extremer, nicht nur die Anzahl der Orkane, Hitzewellen, Dürrezeiten und Gewitter nehmen zu. Menschen sind zunehmend auf der Flucht vor diesen lebensbedrohenden Bedingungen.
Ich bin schuld, es gibt keinen Zweifel. Die Klimakatastrophe, nur „Klimawandel“ zu nennen verharmlost die Probleme, ist von Menschen gemacht. Absolut und ganz alleine. Es gibt keine anderen Ursachen für die Klimakatastrophe, als die Menschen. Auch ich bin ein Mensch dieser Zeit. Auch ich habe schuld. Ich trage Verantwortung für das, was passiert.
Und an all dem bin ich schuld. Als Mensch. Als Spezies, die sich über allen stehen sieht. Die aus Eigensinn, aus wirtschaftlichen Gründen, aus Sicherheitsdenken, aus Gier und Machtgebaren, unendlich überheblich geworden ist, und dabei die Natur, die Tier und Pflanzenwelt, die Meere und das Klima, die Ökologie, die Erde opfert und zerstört.
Keine andere Gattung hat es in den Millionen Jahren der Erdgeschichte geleistet, die Erde derart zu verändern, die Erderwärmung anzuheizen, wie die Menschen.
Du zweifelst daran? Es gab doch schon immer klimatische Veränderungen wie Eiszeiten. Und auch früher gab es heiße Sommer und bitterkalte Winter, erzählen unsere Großeltern, sie haben es erlebt. Ja. Bloß sind mittlerweile die Abweichungen, die Erwärmung der Erde global und überall stark ansteigend. Der Unterschied zu früher ist, dass das Niveau höher geworden ist. Das ein Rekord den anderen jagt. Es gibt keine Ausnahmen. Gletscher schmelzen in den Alpen. Meeresspiegel steigen auf der gesamten Erde. Die Pole schmelzen. Jeden Monat werden Hitzerekorde gebrochen. Das Ziel, die Erderwärmung bei 1,5 Grad zu stoppen, ist gescheitert! Ja. Und wir bewerten diese Rekorde, in unserer Leistungsgesellschaft, eher positiv, bejubeln sie scheinbar.
Und was machen wir? Was fällt uns als Antwort ein? Augen zu und durch. Nichthinschauen. Verdrängung. Wir meinen, ach die Sonne scheint, es ist schön warm, es ist schönes Wetter. Pustekuchen. Es ist zu warm, das Wetter ist schlecht. Nur unser Denken hat das noch nicht begriffen. Noch ist es in den Köpfen der Allgemeinheit nicht angekommen, dass warme Temperatur nur noch selten schönes Wetter bedeutet.
Neue Hitzerekorde. Da kling so positiv, typisch Mensch, ein neuer Rekord ist wunderbar, im Denken einer Leistungsgesellschaft. Unser Denken hat sich in keiner Weise verändert, angepasst, nicht alleine nur in Hinsicht der Klimakatastrophe. Und damit auch, Ausnahmen und einzelne Menschen bestätigen die Regel, nicht auf das Handeln der Menschheit. Die Werte, nach denen wir agieren, sind unverändert hauptsächlich die eigenen persönlichen Bedürfnisse, befriedigt durch möglichst viel Geld, das wir versuchen zu verdienen. Denn wir müssen uns ja absichern.
Natürlich versuchen einige, versuchen Organisationen, versucht die Politik, gegenzusteuern, da wo es nicht anders geht. Da wo die Lebensqualität bedroht wird. Aber viel mehr als Verbote fällt uns nicht ein.
Autos werden aus Innenstädten verband. Parkraum wird verkleinert und verteuert. Die persönlich Betroffenen sind die Leidtragenden. Die alte Frau, die gebrechlich ist und sich im – so oft unzureichenden – öffentlichen Nahverkehr schwerlich zurechtfindet – wie funktioniert das mit dem Fahrschein auf dem Handy? Der Geschäftsinhaber, der schließen muss, weil ihn zu wenige Kunden erreichen, die ihre Einkäufe transportieren wollen. Die Anwohner, die sich die Parkgebühren kaum mehr leisten können.
Und schon ist es so weit: Die Betroffenen setzen die Politik unter Druck, und nichts wirklich Sinnvolles passiert. Sind unzufrieden mit der Regierung, der Demokratie und wählen die vermeidliche Alternative.
Zu wenig wird bei allen guten Willen daran gedacht, dass es immer auch funktionierende Angebote braucht, wenn etwas verboten wird. Das es um Menschen geht. Das man die Menschen mitnehmen muss. Die Zusammenhänge sind sehr vielschichtig.
Das Problem dabei ist aber, das uns die Zeit davon läuft. Es dauert zu lange, bis etwas passiert. Schon seit den 70er Jahren des 20. Jahrhunderts, mit den Veröffentlichungen des „Club of Rom“, ist der Klimawandel erkannt. Keiner kann behaupten, wir haben es nicht gewusst. Ich habe es gewusst. Und selbst wenn nicht, mindert das nicht die Schuld.
Nicht erst seit einem halben Jahrhundert wissen wir Bescheid. Wirtschaftliche Interessen sind ein starkes Gegengewicht zu allen Bemühungen, etwas gegen die Klimakatastrophe zu leisten. Ja, da wo man Geld verdienen kann, mit dem Bau, mit dem Betrieb zum Beispiel von Windrädern und Solaranlagen, da passiert etwas. Aber wo durch Umweltschäden Landstriche unbewohnbar sind, wo es nichts mehr zu verdienen gibt, da werden sich die aller meisten Konzerne und Investoren zurückziehen. Geld regiert die Welt.
Es ist nicht die Natur, nicht die Umwelt, nicht das Klima, nicht das Leben, nein, auch nicht das Gute, die Liebe, die zwischenmenschlichen Werte, Gesundheit, Bildung, Wissen und Glauben, sondern über allem schwebt die wirtschaftliche Frage, nach der wir Menschen und alles andere bewerten. Können wir uns das leisten, ist doch die Kernfrage, die sich die Menschen immer wieder stellen.
Das wirtschaftliche Denken lähmt uns. Wir, auch ich, sind in diese Falle getappt. Ich trage Schuld daran.
Und egal wer uns regiert, ob wir in einer Demokratie leben oder in einer Diktatur. Es gibt eine so starke Abhängigkeit von der Wirtschaft, von der Finanzmacht, die alleine schon aus dem Selbsterhaltungstrieb kaum ein Interesse hat, ihre Position, das heißt sich selbst, aufzugeben. Die Macht des Geldes nährt sich doch davon, dass wir zerstören und konsumieren. Auch ich konsumiere, ich habe schuld.
Oder sei es das Abholzen der Regenwälder, sei es Terror und Krieg. Es geht um Macht. In der der einzelne Mensch nichts zählt. So wie auch die Natur nicht zählt.
Denn wie grausam die Menschen sind. Vor unbegreiflich schlechten Lebensbedingungen fliehen Menschen unter anderem über das Mittelmeer nach Europa. Und wir, auch ich, hier in Deutschland, in unserer Komfortzone, in einem reichen Land, haben Angst vor diesen Menschen. Gute und schlechte Menschen gibt es in allen Bevölkerungsgruppen, auch nicht zu wenig unter „echten“ Deutschen! Das ist kein Argument, sondern alleine emotionaler Zündstoff, gegen die Migranten! Und wir sind bestimmt keine „guten“ Menschen, wenn wir Flüchtlinge im Meer ertrinken lassen!
Aber selbst wenn der überwiegende Teil der Bevölkerung in einer Demokratie zur Frage der Flüchtlingsaufnahme Vorbehalte hat, dagegen ist, meine ich, dass es ein Gebot der Menschlichkeit ist, das wir (nicht nur) in Deutschland diesen Menschen die Hände reichen, sie in ihrer Not aufnehmen. Auch eine Mehrheit in einer Demokratie hat nicht immer recht aber wirft ein sehr unangenehmes Bild auf den so verbreiteten unterschwelligen Rassismus. Es ist zum Himmel schreiendes Unrecht, diesen, jeden Menschen einfach seinem Schicksal zu überlassen und sie abzuweisen. Denn es sind Menschen, wie ich.
Es ist der Selbsterhaltungswille des Kapitalismus, der überleben sucht. Und dabei das vermeidlich Schwache, die Natur, das Klima, die Pflanzen und Tierwelt nur insoweit braucht, um sich selbst zu nähren. Die Macht des Geldes geht über Leichen.
Dabei sind wir Menschen doch so unglaublich erfinderisch. Wir schaffen alles erdenklich Mögliche. Wir müssen es doch zustande bringen, uns den Naturgesetzen entgegenzustellen! Wir meinen doch, dass wir die Krönung der Schöpfung sind. Jetzt haben wir doch sogar eine künstliche Intelligenz erfunden, von denen die ersten Stimmen meinen, dass die KI das menschliche Denkvermögen in ein paar Jahren weit übertreffen wird.
Alles künstlich, ist das die Lösung? Wo wir doch auch schon so viel Plastikmüll erzeugt haben, dass sich in den Weltmeeren ganze Plastikkontinente bilden.
Wird die KI die Lösung unserer Probleme, der Klimakatastrophe, sein? Kein anderes Problem, kein noch so schlimmer Krieg, ausgenommen ein nuklearer Vernichtungskrieg, wird die Menschheit derart bedrohen, wie es die Folgen der Klimakatastrophe werden. Werden wir Menschen auf eine künstliche Intelligenz hören, die uns vorschreibt, wie wir besser leben?
Wohl kaum. Wir schaffen uns doch mit der KI nur ein weiteres Werkzeug, um noch produktiver und leistungsfähiger zu werden. Kaum deutlicher zeigt sich so der Abstand zwischen der Natur und der künstlichen Intelligenz in dieser Entwicklung.
Das menschliche Denken ist genial. Ich finde das sehr bewundernswert und gut. Es bringt uns vorwärts, macht unser Leben in sehr vieler Art und Weise einfacher, sicherer und auch länger. Aber selbst wenn wir komplexe Auswirkungen erahnen und erkennen, wir sind einfach nicht in der Lage, unsere Werte wirklich neu einzuordnen.
Denn wir sind genauso perfekt darin, uns selbst zu belügen.
Die Folgen werden in immer kürzeren Zeiträumen stetig massiver. Dürren und Überschwemmungen, extreme Wetterereignisse, Erdrutsche und Waldbrände sind die todbringenden Auswirkungen des menschlichen Seins. Und ich trage die Schuld.
Im Unterschied zu natürlichen Veränderungen, wie zum Beispiel Erdbeben und Kometeneinschläge, ist die Ursache für die Klimakatastrophe der Mensch mit seiner industriellen Ausbeutung der natürlichen Ressourcen. Innerhalb von ein paar 100 Jahre hat der Mensch die Bodenschätze wie Öl und Kohle nahezu verbraucht, die in Millionen von Jahren entstanden sind. Mit Folgen, die in zukünftigen Zeiten bleibende massive Schäden verursachen.
Im christlichen Glauben gibt es einen Gott, der urteilen, der richten wird, wenn wir im Himmel vor ihm stehen. Die Erde, die wir zerstören, durch unser Handeln, die Welt ist unser Richter. Und sie kennt nur eine Antwort, eine Strafe: Sie verurteilt den Menschen zum Tode. Sie macht die Erde für Menschen zunehmend unbewohnbar.
Umweltzerstörung und Verschmutzung sind die Folgen der gierigen Befriedigung der egoistischen Menschheit. Die eigenen Bedürfnisse erfüllen geht auf Kosten der Umwelt, denn die Mutter Natur scheint wertlos, weil sie einfach nur da ist.
Der Mensch hat vergessen, dass er ein Teil dieser Umwelt ist. Und auch, dass er nur als ein Teil dieser Tier- und Pflanzenwelt, der Natur, der ökologischen Zusammenhänge, überleben wird. Das verdrängt er perfekt.
Keine noch so schlaue erfinderische Idee der menschlichen Wissenschaft wird daran etwas ändern. Keine künstliche Intelligenz kann dafür sorgen, dass es Leben gibt. Dass eine Epidemie, wie bestimmt nicht zuletzt Corona, die Menschheit nicht hinwegraffen wird, dass kriegerische Auseinandersetzungen um Ressourcen wie Wasser, Nahrung und Land, der Flucht aus unbewohnbar gewordenen Ländern, die Menschen nicht ausrottet.
Es ist nur eine Frage der Zeit. Vielleicht werden wenige hunderttausend Menschen überleben, die sich besinnen im Einklang mit sich, allen Menschen und der Natur zu bleiben. Aber die Masse der Menschen hat wohl schwerlich eine Chance.
Die Menschheit hat kaum eine Chance, in ihrem egoistischen Verhalten, in dem sie andere Kulturen nicht zulassen kann. Das ist der Mensch – und um es klar zu sagen, überwiegend der Mann – indigene Völker, andere Glaubensgemeinschaften, Juden, und wen noch alles verfolgen, Terror und Gewalt verbreiten, Menschen anderer Herkunft hassen. Draufhauen, ohne nachzudenken. Andere Geschlechtsidentitäten als bedrohlich empfinden und bekämpfen. Unter dem Deckmantel der eigenen Meinungsfreiheit die Meinungsfreiheit anderer, die Identität anderer Menschen, verurteilen.
Möglichst einfach ist das denken. Und, es ist eigentlich gar kein nachdenken, es ist das emotionale Verhalten, das uns Menschen anspricht und treibt. Wenn ich das andere ausgrenze und schlimmstenfalls als Feind behandle, brauche ich mich, über mich selbst und mein eigenes Sein, nicht auseinandersetzen. Kann ich mich und mein Verhalten perfekt ausblenden. Wirklich hinschauen, auf mich, meine Schuld wahrnehmen, könnte mein eigenes Leben in Frage stellen.
Aber ich habe schuld, so ist das.
Da werden wir lieber zu Marionetten, das ist einfacher. Werden zu Werkzeugen der Menschen, die mit ihrer Sucht nach Macht und Gier nach Unsterblichkeit uns die Hoffnung geben wollen, wie toll wir sind, soviel besser als die anderen. Aber wir sind es nicht.
Ich muss mir doch einfach nur die Frage stellen: warum.
Warum ist es das Interesse der angeblichen Meinungsfreiheit, wenn Jungen und Mädchen jeweils das biologische Geschlecht sein sollen dürfen. Auf der einen Seite sind es klare wirtschaftliche und politische Interessen. Und wahrscheinlich, weil es mein eigenes Denken sonst infrage stellt.
Ein Beispiel: Einfache Argument gegen queere Menschen sind schnell gefunden, selbst von Ikonen der Frauenrechtsbewegung und Emanzipation der Frauen. Angst ist schnell geschürt. So ist nicht nur die Meinungsfreiheit der Menschen, die einfach nur ihre persönliche Identität nicht leugnen und nicht weiter verstecken wollen, schnell eingeschränkt. Das eigene Leben gilt immer mehr. Ich bin mir selbst am nächsten. Vielleicht ist das der Urtrieb des überleben.
Es wird aber der traurige Urtrieb des Vergehens. Weil wir nur im Gemeinsamen eingebunden und existenzfähig sein werden. Weil wir Menschen durch die zerstörten Knoten und reißenden Löcher des Netzes fallen werden, weil wir, in unserer unerschöpflichen Überheblichkeit, vergessen, dass wir alle voneinander abhängig sind und weil wir uns nicht uneingeschränkt die Hände reichen. Weder den Menschen noch irgendwelchen anderen Lebewesen.
Nichts ist einfach nur schwarz oder weiß. Oft braucht es Abstand, um sich selbst (wieder) zu sehen. Einer der Gründe, warum es immer auch sein kann, dass sich Menschen trennen. Warum es immer Gruppe geben wird, die eine andere Wahrheit haben und leben. Das ist die Basis von Meinungsfreiheit.
Bei all dem ist aber unabdingbar, dass absolut und uneingeschränkt jedem Menschen dieses Recht zusteht. Warum denn soll das nicht so sein? Nationalsozialisten meinen: Doch nur, weil ich besser bin. Mich besser fühle. Das Beste, die Elite überlebt.
Das Beste wird aber allein nicht überleben können! Keine Monokultur ist auf Dauer überlebensfähig.
Die unendliche Vielfalt, im einzelnen Menschen, in der sich alles gegenseitig ergänzt und bedarf, ist meiner Ansicht nach unverzichtbar. Jeder ist nicht nur männlich oder weiblich. Jeder hat Anteile des anderen in sich, mal mehr, mal überwiegend, mal weniger. So ist es mit allen Eigenschaften. Diese unendliche Mannigfaltigkeit in einem Lebewesen gilt um so mehr für die Vielgestaltigkeit der gesamten Natur.
Aber wir – die von Männern geprägte Gesellschaft – hätten es gerne unkompliziert. Die gesellschaftliche Erziehung zielt darauf. Weil es unschwer scheint, beispielsweise einfach nur auf äußerliche Geschlechtsmerkmale zu schauen und danach in fest Schubladen zu sortieren. Das Problem dabei ist nur, und so ist es bei allem, alles ist vielschichtig und komplex und beeinflusst und bedingt sich gegenseitig.
Dies anzuerkennen ist schwer, denn es widerspricht dem, worüber wir Menschen uns so oft definieren: der Leistung. Das, was wir haben und meinen zu können, was wir messen wollen können. Dies verdrängt die Sicht auf das eingebunden sein in einer unendlichen komplexen Welt. Einer Welt die wir wenig, wenn überhaupt nur im Ansatz, durchschauen.
Insbesondere, wenn wir einteilen und bewerten. Bewerten bedeutet, etwas ist besser als das andere. Aber wer bitte, hat die Kriterien dafür bestimmt? Es ist der Mensch, über Jahrhunderte die Kirche, Denker und Philosophen, Moral und Gesetze. Es ist immer die menschliche Sicht, seine persönliche rein subjektive Wahrnehmung. Ich muss es nur lange und oft denken, dann komme ich aus meinem Gedankenkarussell nicht mehr hinaus.
So oft sind wir auf der Suche nach der eigenen Identität. Wir glauben, diese zu finden, wenn wir uns absondern. Oder beispielsweise in religiösen Gruppen, in politischen Parteien, aber auch in esoterischen Weisheiten, in astrologischen Deutungen unsere Wahrheit finden wollen.
Ich denke, es sind alles oft nicht schlechte und mögliche Wege der Suche. Aber es ist ein Irrglaube, wenn wir den Pfad der Ausgrenzung und der Vereinzelung gehen. Wenn wir nicht demütig sind, gegenüber dem Wunder des Lebens.
Jeder Mensch ist ein einmaliges Individuum. Dies wahrzunehmen, aber gleichzeitig auch, dass jeder Mensch, wie jedes Wesen, ein Teil unserer Welt ist, ist vielleicht genau das, was so schwer zu begreifen ist.
Wir schaffen es nicht einmal nur im Ansatz, über den eigenen Tellerrand hinaus zu schauen. Zu mehr sind wir nicht in der Lage.
Nur das Dasein, dem dies gelingen wird, wird überleben. Wird sich weiter entwickeln. Alles andere wird aussterben. Das bedeutet Evolution.
Link: Time Is Up: Klima- und Umwelt-Updates
Link: Wer in Deutschland gegen trans Menschen hetzt | ZDF Magazin Royale
Erstellt am 06.05.2024, letzte Änderung am 11.05.2024 von Michael
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