Ich denke, wir Menschen unterschätzen andere Wesen, Tiere, Katzen, weil wir nicht in der Lage sind, uns in Fremdes wirklich hinein zu versetzen. Weil wir das Andere nicht kennen. In unserem egozentrischen Weltbild hat das andere keinen gleichberechtigten Platz. Wenn ich die beiden Katzen, mit denen ich zusammen lebe, einfach nur beobachte, so wird sehr deutlich, was das für „Meisterstücke“ sind.
Eine Katze ist neugierig und mutig. Die andere ist eher ängstlich. Beide wissen aber genau, wo im Schrank die Duftkissen liegen. Und wenn sie Lust haben, diese zu riechen, dann zeigen sie es. Sie sitzen vor dem Schrank, sie kratzen an der Schublade. Katzen haben ein super Nässchen, nehmen feinste Gerüche wahr, die uns entgehen. Wenn sie Hunger haben, dann wird man schon mal aus dem Tiefschlaf geweckt. Wenn das Futter nicht schmeckt, wird auf dem Fußboden gescharrt. Katzen sind sauber, sich eine Stunde lang putzen, ist keine Seltenheit. Sie benutzen ein Katzenklo. Katzen kuscheln gerne, wenn sie es wollen und haben ihre Lieblingsplätze. Sie sind dankbar und bringen einem Geschenke, zeigen, wie stolz sie sind, wenn sie eine arme Maus erwischt haben.
Wir müssen nur hinhören
Katzen haben Gefühle, wenn ihnen etwas nicht passt, dann maunzen sie anders. Sie haben zu unterschiedlichen Menschen auch unterschiedliche Beziehungen. Mit einem, den sie schon lange kennen, kuscheln sie innig. Sie freuen sich, Freunde wieder zu sehen. Sie sind traurig, wenn man ein paar Tage mal nicht zu Hause war. Katzen lernen voneinander, kommt die eine auf eine neue Idee, so probiert es auch die andere. Katzen haben ihren Rhythmus, ihre Abläufe.
Alles das, was Katzen sind, ist mehr als intuitiv. Katzen kommunizieren mit uns. Was für Katzen gilt, das wird auch für andere Wesen gelten. Tiere, die uns fremd sind, weil wir nicht mit ihnen unter einem Dach leben. Weil wir uns nicht mit ihnen beschäftigen, weil wir sie als Tiere abwerten.
Wer gibt uns das Recht, uns als Mensch sich über diese anderen Wesen zu erheben? Haben wir Menschen deswegen einen Gott erfunden, der die Welt erschaffen hat in sieben Tagen? Um uns, unser Weltbild, unser handeln und sein, zu rechtfertigen und zu legitimieren? Keine Katze, kein anderes Tier, würde auf solche Ideen verfallen.