Ein kleines Licht der Hoffnung
Es macht etwas, ein bisschen Hoffnung: Ein Papst mit US-amerikanischer Staatsbürgerschaft wurde gewählt. Ein Gegengewicht zum US-Präsidenten. Der mächtigste Mann der Kirche. Der Pontifex maximus wird vielleicht politischer, allerdings ist er kein Politiker. Wir sollten keine allzu große Hoffnung haben. Und auch unsere Erwartungen zügeln.
Dennoch zeigt es sich in einem kleinen Licht: Dass es auch andere Werte in unserer Gesellschaft gibt als beispielsweise die eines amerikanischen Präsidenten, eines russischen Diktators, einer türkischen oder chinesischen Regierung. Dass es Menschen gibt, die sich nach etwas anderem sehnen als das, was mit uns die mächtigsten Machthaber der Welt anrichten.
Es ist oft einfacher, sich anzupassen, aus großer Angst. Und immer zu hoffen, ach, es wird doch möglicherweise nicht so schlimm. Und was wird mein Gewinn sein? Vielleicht wird es morgen besser, selbst mit dem Tod vor Augen kann sich immer auch das Blatt wenden.
Die Hoffnung stirbt zuletzt
Wie oft lähmt uns unsere Bangigkeit, gepaart mit dieser Hoffnung? Und wir ändern nichts. Es ist doch auch viel unkomplizierter, einfach so weiterzumachen. Es ist leichter, den anderen die Schuld zu geben. Es ist bequemer, von der Politik zu fordern, von der Industrie, dass diese etwas ändern muss. Hauptsache, ich bin nicht persönlich betroffen und kann weiter so machen wie bisher.
Auch ist es hilfreich, in die Kraft der Religion zu hoffen, die einen den Halt gibt für das Leben. Und diesen Wunsch hegen ist nie falsch. Das möchte ich betonen.
Dennoch müssen wir stets bei uns selber anfangen. Denn die Menschen in Politik und Wirtschaft haben alle ihre eigenen persönlichen Vorstellungen. So wie ich. Und nur wenn sie genauso wie meine Wenigkeit ihre Einstellung wandeln, kann sich etwas ändern.
Was soll sich korrigieren, wenn noch nicht mal ich selbst mich ändere? Gerade auch in Hinblick des globalen Klimawandels, die Erwärmung der Erde. Wenn ich persönlich weiterhin nicht beginne, mein Konsumverhalten anzupassen.
Wenn ich selbst kein Vorbild bin und einfach nur erwarte, dass unsere Politiker alles für uns erledigen, was soll dann passieren? Die Wirtschaft soll blühen, und wir alle brauchen Arbeitsplätze. Wachstum ist das Wichtigste. Mit diesen Werten scheint jede tiefgreifende Veränderung außerhalb der Wirtschaftlichkeit eine Unmöglichkeit. Denn wenn wir Menschen, jeder Einzelne von uns, nicht bereit ist, sein Denken zu ändern, kann sich nichts ändern.
Überdies, wenn sich das nicht in unseren Gehirnzellen festigt, dass es um weit mehr geht, um das Recht zu leben. Um die Existenz der Erde. Nicht nur für wenige Individuen, sondern für das Ganze auf dieser Welt.
Anderseits ist die Politik auch gefordert, die Rahmenbedingungen anzupassen. Dies kann aber nur geschehen, wenn wir entsprechend fordern, wählen und dazu persönlich bereit sind. Und nicht gleich losschreien, wenn wir leibhaftig betroffen sein könnten.
Wir Menschen können genauer gesagt nicht alles, werden dies auch nie können, selbst wenn wir es glauben wollen. Wir können keinen fruchtbaren Boden erschaffen, mit all seinen biologischen Zusammenhängen, so wie es die Natur in ihrem Zusammenspiel von Insekten, Tieren und Pflanzen schöpfen kann. Egal, welche Mengen an Dünger und „Pflanzenschutzmitteln“ wir in den Boden geben.
Vergessen
Denn schon morgen wird es vergessen sein: Wie es sich anfühlt, wenn Bienen summen und Schmetterlinge tanzen. Der Einzelne muss sich dieses Wissen bewahren.
Was in den letzten Jahrzehnten verloren gegangen ist, werden in ein paar Dekaden die Menschen nur noch aus den Geschichtsbüchern erahnen. Weil sie nicht mehr erfahren haben, wie sich die Vielfalt anfühlt. Wie der Apfel aus dem Garten schmeckt, die Kirschen frisch gepflückt vom Baum, das Sauerteigbrot, gebacken in der Backstube nach alten überlieferten Rezepten. Wir werden vergessen, wenn unsereins nur noch die chemisch auf Haltbarkeit und Einheitsgeschmack ausgerichteten Produkte einer Massenindustrie kennt.
Im Nichtwissen verschwindet, wie die Sommer in vergangenen Zeiten waren, wie sich Schnee anfühlt. All dies wird verloren gehen, weil wir Menschen es nicht mehr hautnah erfahren werden. Und irgendwann werden wir es noch nicht einmal mehr vermissen, weil es nur noch in den Geschichtsbüchern steht. Oma, erzähle mir von früher, werden unsere Enkel immer seltener fragen.
Wir werden vergessen, weil wir, jeder persönlich, verschlafen hinzuschauen, was heute noch ist und was wir jeder Einzelne tun könnte, tun müsste, um das, was noch ist, zu bewahren, zu retten. Um zu retten, was noch zu retten ist.
Wenn ich das von anderen fordere, wird sich nichts ändern, weil ich mich selbst nicht ändere und damit kein Beispiel bin, das andere motiviert mitzumachen.
Ach ja, das ist so schön gesagt. Aber ich selbst kann es nicht besser. So vieles schmeckt einfach so gut, warum soll ich auf Eier, auf Käse, ab und zu mal auf Fleisch, auf tierische Produkte verzichten?
Und was kann ich damit als Einzelner schon ausrichten? So glauben wir doch. Was ändert sich, wenn nur ich mich ändere? Das bringt doch rein gar nichts. Die tierische Massenproduktion wird weiter gehen. Das wirtschaftliche Denken, der Kapitalismus doch auch. Nichts macht es aus, nur weil ich persönlich es anders mache.
Das ist die Falle: Ich kann kein Fünkchen wirklich verändern in meinem Leben, weil es scheint, dass die Wirkung fehlt. Und mit dieser einfachen „Entschuldigung“ wird sich in der Gesellschaft kaum etwas revolutionieren können, weil mit der Hoffnung alleine sich gar nichts wandeln kann.
Wir, jeder Einzelne, egal welchen Alters, müssen unser Verhalten ändern. In der Hoffnung, immer mehr zu werden.
Wir müssen unsere Einstellung ändern, wie wir die Welt sehen. Wie wir sie akzeptieren. Weniger das Geld auf dem Konto, sondern mehr die Vielfalt der Natur, muss uns bereichern.
Unsereins müssen wieder lernen, die Welt nicht mit den menschlichen Händen zu formen, sondern ihr wieder den Raum geben, den sie braucht, damit sie sich in ihrer Vielfalt entwickeln kann.
Ergebnis: Klimakatastrophe
Es ist der meiner Ansicht größte Fehler der Menschheit, sich die Natur untertan zu machen. Mit dem Resultat der von Menschenhand verursachten Klimakatastrophe.
Der Rassismus gegen bestimmte Menschengruppen ist „nur“ die Spitze des Eisbergs, wir leben einen Rassismus gegen die Tier- und Pflanzenwelt. Wir denken in unserem kleinen Hirnkasten ausschließlich an uns. Und erheben uns über alles.
Kinder einer Großstadt wissen immer seltener, dass das Getreide auf dem Feld die Lebensgrundlage ist und was es bedeutet, wenn Wasser nicht aus der Leitung kommt. Beispielsweise werden Ansätze einer Kreislaufwirtschaft, wie den einer Permakultur von der Masse der Menschen verlacht. Es ist zu aufwendig, das Wachstum der Wirtschaft kann nicht garantiert werden und wie soll so die Weltbevölkerung ernährt werden? Zweifel sind schnell gesät.
Vegetarische oder vegane Ernährung wird verpönt, auch ganz ohne Fleisch, das ist doch ungesund. Unbestritten kann es zu Mangelerscheinungen im menschlichen Organismus kommen. Und hochindustriell hergestellte Fleischersatzprodukte sind auch nicht der Weisheit letzte Schluss. Meiner Ansicht geht es weniger darum, irgendetwas gar nicht zu machen, sondern viel mehr darum, wie wir es tun. Und das wir uns der Folgen bewust werden, bevor es zu spät ist.
Mehr und mehr geht das Wissen verloren, so wie ich das, was ich nicht übe, verliere. Wenn ich die Aufmerksamkeit gegenüber dem anderen verliere, das andere, wenn ich meine Verantwortung für das Leben verliere. Aber das eine funktioniert nicht ohne das andere.
Man darf sich vom Alltag nicht einlullen lassen. Immer wieder aufmerksam bleiben für den Partner, die Umgebung und sich selbst ist eine Herausforderung. Auch wenn die Routine, der Alltag oder Ablenkung oft dazu führt, die Wahrnehmung zu stören. Und vor allem ist einjeder oftmals versucht, den Weg des geringsten Widerstands einzuschlagen.
Wenn nicht jeder Mensch bei sich anfängt, wird das in der Gesellschaft nicht sichtbar. Wenn die Allgemeinheit, die Politik, nicht die Voraussetzungen ändert und schafft, dann kann sich der Einzelne kaum ändern.
Der Hund beißt sich in den Schwanz.
Wie soll ich ohne Auto die Strecke über 20 Kilometer Land zur Arbeit kommen, ohne Alternativen? Noch weniger wird sich ändern können, wenn wir nicht aufhören, nur an den eigenen persönlichen Vorteil zu denken. Wenn wir nicht erkennen, dass es sich um weit mehr als um uns selbst dreht. Und dass mein Dasein nur ein klitzekleiner Teil ist, aber dennoch auch ein immens wichtiger, im Zusammenspiel mit dem Ganzen.
Aber vermutlich kann die Menschheit nicht aus ihrer Haut. Weil sie über Jahrhunderte Generationen das Denken in den Genen gespeichert hat. Oder auch in den kollektiven Erfahrungen der Ahnen. Wo auch immer.
Wir, jeder Einzelne, müssen also umdenken, damit sich die Masse ändert. Die Summe des Einzelnen. Für das Recht zu leben. Für eine wirkliche und ausschließliche Gleichberechtigung, nicht nur zwischen den menschlichen Geschlechtern, sondern zwischen allen Lebewesen der Natur.
Kein Geschöpf ist weniger, ist mehr als ich. Das gilt es zu denken. Danach heißt es zu leben. Dafür gilt es, die Verantwortung zu übernehmen.
Dabei brauchen wir Institutionen, die uns Menschen bei dieser Sinnhaftigkeit unterstützen. Hier sehe ich die Aufgaben der Zukunft, gerade auch für die Kirchen. Denn alleine fühle ich mich zu klein.
Erstellt am 11.05.2025, letzte Änderung am 11.05.2025 von Michael