Vom Käfer zum IGNIS
Meine persönliche Autogeschichte vom Käfer zum IGNIS beginnt kurz nach meiner bestandenen Führerscheinprüfung (nach einer Ehrenrunde, bei der 1. Prüfung war ich zu langsam). Mein ersten Auto, welches wohl: ein Käfer 1200, 34 PS, Baujahr 1967, Fontanagrau. Das war 1978/79. Ein Auto, da merkte man noch mit jeder Körperzelle, dass man Auto fuhr. Spätestens ab 95 km/h verstand man seine eigenen Gedanken nicht mehr, viel schneller als 110 km/h war sowieso nicht möglich. Ein Volkswagen, mit dem ich im Winter über zwei Stunden im Schneegestöber für knapp 20 km durch die Berlin brauchte, leicht frierend, weil es nicht richtig warm wurde. Ein Auto, das man noch selbst reparieren konnte, wenn man wollte. Ein Auto, dem jeglicher Komfort fehlte, ein Käfer eben.
Auch mein zweiter Wagen war ein VW Käfer 1303, Leuchtorange, Baujahr 1974, sowie ich mich erinnere. Mit den großen Leuchten „Elefantenfüße“ hinten. Mit ihm machte ich meine erste große Reise, quer durch Deutschland. Von Berlin zum Bodensee, weiter bis zur Nordsee und zurück nach Berlin. Meistens fuhr ich auf der Landstraße. Irgendwo ging eine Kleinigkeit kaputt, aber eine Werkstatt konnte schnell helfen. Er fuhr und fuhr, aber man hatte das Gefühl, das Autofahren auch „Arbeit“ ist.
Meine große Schwester übernahm den Wagen, für mich folgte eine autolose Zeit, mit lernen an Schule und Uni. Zwischendurch jobbte ich bei einem Behindertenfahrdienst, fuhr meinen ersten Mercedes, einen schwarzen Transporter 207. Dieser war recht komfortabel ausgestattet, Klimaanlage, Ledersitze. Das war Ende der 80er Jahre.
Mit meiner Freundin, die heute meine Frau ist, schafften wir in der zweiten Hälfte der 90er Jahre einen VW an, einen Golf III, 1.4 mit 44 kW / 60 PS und einfacher Ausstattung, Tornadorot, schon ein paar Jahre alt. Für zwei Personen erwies er sich als ausreichend, an größere Probleme kann ich mich nicht erinnern, außer der Reparatur der Front nach einem Unfall in Norddeutschland.
Mit meiner festen Anstellung 1999 stieg ich dann auf einen Jahreswagen von Mercedes auf bzw. um, einen A140. Auch wenn er den berühmten „Elchtest“ nicht bestanden hatte, war es doch ein himmelweiter Unterschied: Klima, Sitzheizung, beheizbare Spiegel. Fernbedienung für die Türverriegelung. Tiefseeblau, ein nettes Auto, zuverlässig, aber teuer im Unterhalt. Bei Mercedes kostete jede Inspektion etwas mehr.
Mitte des ersten Jahrzehnts des neuen Jahrtausend rang sich mein damaliger Chef durch, mir einen Firmenwagen zur Verfügung zu stellen, einen Nissan Almera (N15). Wieder Blau Metallic. Mein erster Japaner, sehr zuverlässig und problemlos zu fahren, aber nicht ganz so komfortabel wie der Mercedes. Ich fuhr ihn sehr gerne, konnte mich immer auf ihn verlassen.
Anfang 2010 erhielt ich einen anderen Wagen, einen Seat Leon I in Silber Metallic. Die Größe war o.k., aber die japanische Zuverlässigkeit war nicht mehr gegeben. Immer wieder gingen Kleinigkeiten kaputt. Besonders verwunderlich, weil auf vielen Teilen VW drauf stand.
Im August 2011 ging auch diese Zeit vorbei, Dienstwagen wurden eingespart, also musste ich mir Gedanken machen, was nun als Auto für unsere Familie in Frage kommen könnte. Ökologisch denkend ging ich auf die Suche. Gas? Auch ein endlicher Rohstoff, mit geringen Wirkungsgrad. Diesel, sparsam, aber wegen des gesundheitsschädlichen Ausstoß von Stickstoffoxiden und des Partikelausstoß kam er für mich nicht in Frage. Auch für meine vielen Stadtfahrten erschien ein Diesel weniger ideal. Und ein normaler Benziner verbraucht zu viel.
Was blieb war ein Hybrid, und da meine Erfahrungen mit japanischen Wagen gut waren und kaum ernstzunehmende Alternativen auf dem Markt zu finden waren, fiel der Blick schnell auf den Toyota Prius. Es folgte das sammeln von Informationen, das lesen in Internet-Foren, Preisrecherchen, Probefahrt.
Anfang September 2011 fanden wir einen Prius III, Novaweiß, gerade zwei Jahre alt und 27.000 km gelaufen. Das Fahrgefühl war ein überzeugendes Aha-Erlebnis: Im Vergleich zum Leon, aber noch mehr, im Vergleich zum Käfer, war Autofahren nun keine „Arbeit“ mehr. Kein ständiges Kuppeln und schalten mehr, sondern ein sanftes, beim Anfahren lautloses, gleiten. Alles war angenehm ruhig, aber an den leisen Blinker musste ich mich erst gewöhnen.
Meiner Frau war er zwar etwas zu groß, aber das war auch schon das Einzige, das ihr negativ auffiel. Den Kindern gefiel er sofort, der Kleine schlief auf der Probefahrt ein, wie üblich auf einer Autofahrt.
Mein persönlicher Durchschnittsverbrauch, überwiegend im Berliner Stadtverkehr, lag mit dem Leon bei 7,3 l auf 100 km. Der Prius verbrauchte, ohne dass ich mir große Mühe gab, in der Stadt 4,5 l auf 100 km (Boardcomputerangabe, nachgerechnet waren es ca. 4,8 Liter). Auf der Rückfahrt von Bornholm nach Berlin (A96) schaffte ich meinen Rekord von 3,9 l auf 100 km.
Energierückführung (Rekuperation), d.h. Treibstoff sparen durch Speicherung der beim Rollen und Bremsen erzeugten Energie, halte ich zur Zeit für das beste technische Konzept, solange es keine bezahlbaren Elektroautos mit ausreichender Reichweite gibt oder der Wasserstoffantrieb bei Automobilen Serienreife erlangt.
So war ich nun vom „Priusvirus“ infiziert, es war ein modernes Auto, auf der Höhe der Zeit, das nicht nur energietechnisch überzeugte. Leises, elektrisches Anfahren, natürlich mit Start-Stopp-Automatik. Die Ausstattung bot sinnvollen Komfort, an dem man sich schnell gewöhnte. Schlüsselloses öffnen und starten, der Schlüssel blieb in der Tasche, Tempomat, Bluetoothfreisprechanlage im Radio integriert.
Der Prius erwies sich als sehr zuverlässig. Größere Reparaturen wurden nicht fällig, kaputt gingen nur Teile, die den Bürgersteigen der Großstadt geschuldet sind, wie Reifen oder die vordere Unterbodenabdeckungen.
Aber es gab auch Ausstattungsmerkmale, die mir im laufe der Zeit fehlten, wie zum Beispiel eine Rückfahrkamera und Parksensoren. Die nicht berauschende Sicht nach hinten erschwerte das Einparken, besonders bei Regen übersah man schnell ein Hindernis wie eine niedrige Steinmauer, die sich dummerweise nicht als Parkplatz erwies, und ihre Spuren in der Stoßstange hinterließ.
Und auch das Gefühl meiner Frau blieb, dass der Prius für unsere, nun nur noch aus drei Köpfen bestehenden Familie, etwas zu groß war. Also entschlossen wir uns im Juli 2014 den Prius gegen den Toyota Auris II Hybrid „einzutauschen“. Bei einer kurzen Probefahrt mit einen blauen Auris II stellte ich keine nachteiligen Eigenschaften fest, aber die auffällig weißen Felgen gefielen mir nicht und der Preis, den mir ein Berliner Händler für den Prius bot, war ein Witz.
Also weitete ich mein Suchradius auf Brandenburg aus und hatte bald einen Auris II (2/2013) Hybrid, auch Novaweiß mit Perleffekt wie der gute alte Prius, in Stendal entdeckt. Die Ausstattung war komplett, mit allen was ich bisher genossen hatte oder mir vorstellte. Das Teilleder lässt den Wagen innen angenehm erscheinen, auch wenn es im Inneren gegen dem sehr futuristischen Cockpit des Prius eher altbacken aussieht. Der Kofferraum war nicht mehr durch die Batterien zerklüftet, wie noch beim Auris I Hybrid und damit ausreichend groß. Das suchen nach Parkplätzen in der Stadt ist einfacher geworden und und das parken dank des Parkassistenten mühelos – wobei ich das auch ohne ganz gut kann – wenn ich darüber nicht lange nachdenke und die Lücke nicht zu groß ist :-).
Nach einer Fahrt nach Stendal, einer kurzen, unkomplizierten Familienprobefahrt (ohne kopieren des Führerscheins) mit dem Auris – auffällig war nur, dass man sich zum Prius nicht umgewöhnen musste – und einer Preisverhandlung, nach der wir ein angemessenes Gefühl hatten, entschieden wir uns schnell. Ein paar Tage später stand er dann vor der Tür in Berlin, frisch zugelassen und gerade rechtzeitig für den Sommerurlaub.
Das Fahrgefühl des Auris II Hybrid empfinde ich sogar noch einen Tick besser als im Prius III. Auch wenn der Innenraum kleiner ist, fühlt man sich nicht beengt.
Nach ungefähr vier Jahren war mir der Auris zu niedrig. Und da ich etwas Geld als Folge meiner Scheidung hatte, entschloss ich mich für einen KIA Niro, natürlich auch als Hybrid. In der Stadt Brandenburg wurde ich fündig, die Sparsamkeit und die dunkel blaue Farbe überzeugten.
Aber er war zu groß. Und zu unübersichtlich. Meine Liebste fuhr ihn gar nicht gerne. Also tauschten wir im Dezember 2019 den Niro bei einem Händler in Stendal, gegen einen neuen roten Suzuki Ignis. Dieser MicroSUV ist sehr klein, dennoch sitzt man etwas höher. Man hat eine super Rundumsicht und kommt überall hin. Auch wenn man auf der Straße manchmal nicht für voll genommen wird. Das Auto ist sparsam und hat alle Sicherheitsfeatures, die man braucht, aber nichts, was man nicht braucht.
Ein kleines Auto, mehr brauche ich nicht.
Erstellt am 05.09.2014, letzte Änderung am 13.06.2023 von Michael