Ich bin Gott
Das ist ein Scherz. Natürlich bin ich es nicht. Gott. Wer ist Gott? Manitou? Allah? Buddha? Viele Glaubensrichtungen haben einen Gott. Oder mehrere. Manche Menschen brauchen den Glauben. Um Halt zu finden. Oder einen Sinn im Leben. Soziale Arbeit zu tun. Auch Kriege werden im Namen Gottes geführt. Es gibt bestimmt tausende Gründe. Zu Glauben. Als Kind habe ich beim Weihnachtsgottesdienst nie viel verstanden. Obwohl ich mir Mühe gab. Es war oft Geschwafel in meinen Ohren. Als Kind. Mir war und ist verstehen wichtig.
Ich glaube an keinen Gott. Der Himmel und Erde geschaffen hat. Als Schöpfer. Das ist biologisch und astronomisch und so weiter unlogisch. Aber ich kann nachvollziehen, dass Menschen einen Glauben brauchen. Um am Ende des Lebens die Hoffnung zu behalten, dass es mehr gibt, dass das Leben einen Sinn, einen Lohn hat. Manche begreifen nicht, dass wir nach dem Tod weiter leben, in anderen, die uns kannten. Liebten.
Manche dieser Menschen rechnen auf. Was habe ich gegeben. Wie viel bekomme ich dafür. Was kann ich noch geben. Manche Menschen, die nicht glauben, rechnen auch auf. Aus anderen Gründen. Streiten sich um das Erbe. Um Heller und Pfennig bei einer Trennung. Führen Haushaltsbuch. Können nicht vertrauen. Rechnen ab. Man könnte ihnen ja etwas vorenthalten. Ungerecht sein.
Verständlich. Wenn solche Menschen auf solche Menschen treffen. Würde Gott so denken?
Auge um Auge, Zahn um Zahn
Gute kommen in den Himmel, böse Menschen in die Hölle. Ist ein Glauben gut, der so rechnet?
Es gibt unendlich viele Schattierungen. Nicht alles ist schwarz oder weiß. Und alles kann sich verändern, nichts hält ewig. Spätestens mit dem Tod endet mein Denken, mein Weg, mein Leben. Ich glaube, Gott würde nicht aufrechnen, wie zwei Menschen gegenseitig aufrechnen. Denn das Leben ist mehr. Als das Leben eines Einzelnen. Das Leben jedes Einzelnen ist wichtig.
Wenn ich heute etwas dir gebe, schenke, heißt das nicht, dass ich morgen etwas von dir bekomme. Erhalten muss. Erwarten kann. Ich kann eben nicht abzählen, was ich dir gebe, das bekomme ich zurück. Von dir. Ich glaube dennoch. Ich bekomme etwas zurück. Aber ganz anders. In einer anderen Zeit vielleicht. Oder von einem anderen. Ohne daran zu denken. Ohne es zu wollen. Unerwartet.
Ich denke, eine Liebe braucht dieses unberechende. Darf nicht aufrechnen. Muss sich lösen von den Fesseln der Erwartung. Eine Liebe braucht Achtsamkeit füreinander. Braucht das tägliche eincremen der Füße. Wenn es der Partner gerne mag. Braucht Verantwortung im umgehen miteinander. Großzügigkeit. Aber sie stirbt in der Berechnung. Im Geiz. In der Aufrechnung.
Wenn es um etwas geht, im Leben. Für mich. Dann nicht um Macht. Nicht um aufrechnen. Sondern um Liebe. Um eine sorgende, herzliche, zärtliche Liebe. Die annimmt und verstehen kann. Die einem ein zu Hause gibt. Der Seele. Der Glaube an Gott ist keine Garantie für diese Liebe.
In Liebe für Niko
Erstellt am 18.04.2016, letzte Änderung am 14.12.2024 von Michael