Die Integration geht baden

Hamburg

Bademoden haben sich über die Jahrtausende verändert. In der Antike haben zumindest die Männer in den Thermen nackt gebadet. Im 18. Jahrhundert haben Männer und Frauen getrennt gebadet und trugen Badebekleidung, da es im Wasser oft unmöglich war, die Geschlechter voneinander getrennt zu halten. Ganzkörperbedeckung war zu Beginn des öffentlichen Badebetriebes im 19. Jahrhundert für Frauen und Mädchen üblich.

In der heutigen Zeit ist der Burkini großes Thema. Der Burkini (auch Burqini oder Bodykini) ist ein zweiteiliger Schwimmanzug für Frauen. Er ist aus Elastan gefertigt und hat eine integrierte Kopfbedeckung. Der Burkini kann Ausdruck der Macht der Männerwelt sein, kein Mensch darf andere Menschen unterdrücken.

Aber schon immer in den vergangenen Jahrhunderten war die Bademode der Moral der Zeit ein Dorn im Auge. Religiöse Weltanschauungen und kulturelle Werte sind also schon immer verantwortlich, was Menschen beim Baden anziehen oder auch nicht. Das ist also ganz normal ein Spiegel der Zeit. Oder eine Mode. Übrigens unabhängig welchen Glaubens.

Menschen in Europa, die meinen, eine bestimmte Art von Kleidung verbieten zu müssen, sei es das Kopftuch muslimischer Frauen, sei es der Burkini, begründen dies unter Umständen mit „Integration“. Bedeutet Integration von Menschen anderer Herkunft aber, dass diese Menschen ihre eigenen Werte aufgeben müssen? Brauchen wir wirklich eine Leitkultur? Warum soll sich eine bestimmte Kultur über andere erheben? Ich halte genau diesen, im Grunde rassistischen Ansatz für grundlegend falsch.

Wenn ich öfter etwas machen muss, was ich partout nicht machen will, bekomme ich schlechte Laune. Menschen, die etwas aufgeben müssen, was ihnen wichtig ist, Menschen die nicht das leben dürfen, was ihren Werten entspricht, Menschen, die nicht der sein dürfen, der sie sind, diese Menschen werden krank. In der Seele, und wenn es schlimmer wird, im Körper. Ich denke, das kann eine der Ursachen für psychische Erkrankungen sein. Oder aber führt es zu einer Radikalisierung der Menschen. Sie fühlen sich bedroht. Werden im Extrem zu Terroristen.

Wichtigstes Grundprinzip muss also sein, dass jeder Mensch frei das machen kann, was in ihm ist. Egal welcher Herkunft, welchen Glaubens. Im Burkini oder nackt. Die Freiheit muss leben. Natürlich hört die Freiheit des Einzelnen dort auf, wo die Freiheit des anderen bedroht wird. Es Bedarf also Absprachen, wo nackt badende Menschen die Freiheit der anderen bedrohen, diese Menschen so nackt nicht sehen zu wollen. Eine Frau im Burkini kann aber die Freiheit der anderen nicht bedrohen, den sie zeigt nichts von sich, was andere nicht sehen wollen könnten. Also darf sie es. Sonst wird sie krank in der Seele.

Das sich Menschen in Deutschland aber in allem was sie sind integrieren können und müssten, halte ich für einen Trugschluss. Das kann nicht funktionieren. Jede Kultur hat ihre aus der Geschichte heraus entwickelten Werte. Sie können gut sein für den einen, ein anderer kann damit aber weniger anfangen. Ist dieser Wert deswegen falsch? Für den, dem diese Werte wichtig sind, ist es lebenswichtig, diese Beibehalten und leben zu dürfen. Es bildet seine Identität. Menschen sind Individuen. Jeder ist einmalig. In seiner Identität. Das macht ihn aus. Jeden einzelnen Menschen.

Wenn Integration also bedeutet, die eigenen Werte des Individuums zu verlieren, dann kann das nicht richtig sein. Das macht den Menschen unfrei, vielleicht krank. Und es verschließt davor die Augen, dass die individuellen Werte, das Denken des anderen, eine Bereicherung des eigenen Fühlens und Denkens, des eigenen Lebens, sein können, nein, sind.

Links:

https://de.m.wikipedia.org/wiki/Burkini

https://de.wikipedia.org/wiki/Badebekleidung