Der Kosmos im Kleinen

Kosmos im Kleinen

Wir Menschen leben in unserem Kosmos im Kleinen ein alltägliches Leben, das in so vielen nicht anders ist, als wir es von den Großen, den Reichen, den Managern, den Politikern kennen. Wir machen es so oft nicht anders als sie. Auch wenn wir ihnen vorwerfen, in unserer Politikverdrossenheit, eine oft schlechte Politik zu machen und miserabel zu regieren. Wir sind nicht besser.

Wir sind keine Vorbilder. Und das ist schlimm. Für uns ist es ein Kavaliersdelikt, wenn man das Finanzamt betrügt, versucht weniger Steuer zu bezahlen. Einen Handwerker schwarzarbeiten zu lassen, warum nicht. Eine Geschwindigkeitsbegrenzung nicht zu beachen ist doch nicht so wild, es war doch sowieso keiner auf der Straße. Und unsere Freiheit, mit dem Auto schnell zu rasen, lassen wir uns sowieso nicht nehmen. Den Ehemann mit einem Freund betrügen, den kleinen Seitensprung, das merkt der ohne jeden Zweifel nicht. Die Notlüge gegenüber der Ehefrau fällt ihr auch nicht auf. Und wenn, dann findet er bestimmt eine neue Ausrede. Bei einer Trennung bekämpfen sich die ehemals Liebenden, nicht selten ohne Rücksicht und auf Kosten ihrer gemeinsamen Kinder.

Ist nicht jeder Mensch käuflich, wenn man ihn nur genug bietet? Und warum soll ich Veganer werden, mit meinem Verzicht auf tierische Produkte kann ich alleine den Klimawandel nicht aufhalten.

So denken und handeln wir so oft, in unserem kleinen Kosmos. Auch wenn es einige Menschen gibt, die es ernsthaft schaffen, ein anderes und verantwortungsvolles Leben zu gestalten. So sind unsere Sinnen geprägt, von unserer Kultur, von unserem Wohlstand, von unserer Art zu leben. Bestimmt nicht immer, in allen Punkten. Und es ist auch weniger eine allgemeingültige Wahrheit. Aber ein gewisser Phlegmatismus haftet in jedem von uns Menschen. Wer kann schon anders sein als die anderen, der Nachbar, der Gegenüber. Oder man ist gewollt anders, um sich abzugrenzen. Aber das ist auch nicht unbedingt besser. Denn wir sind alle geprägt über Generationen der Zeit.

Und in einer Extremsituation, wie würden wir uns dann verhalten? Haben wir im Stress wirklich immer die Herrschaft über unser Handeln? Oder wenn wir Lebensumstände  ausgesetzt sind, in denen wir uns unwohl finden, denen wir aber kaum entrinnen können. In die Enge getrieben, oder verfolgt und bedroht sein und Mann kann für nichts garantieren.

Verlust des Mitfühlen

Wenn dann noch die Empathie, das Mitgefühl für andere, abhandenkommt wird es besonders bedrohlich.

Irgendwie so, mal mehr und mal weniger, sind wir Menschen gepolt, ich genauso wie du. Kein Mensch ist ohne Fehler, auch wenn ich den Staat nicht um seine Steuer betrüge, so will ich kein Veganer sein. Wir müssen auch nie ohne „Fehler“ sein – wer auch immer meint festzulegen, was ein Fehler ist – alleine nur, ob und wie wir damit umgehen zählt. Das Wie ist wichtiger als das Was.

Denn wir bewerten alles. Wir bewerten den anderen und uns selber. Wir beurteilen und vergleichen uns. Leistung ist unsere Antriebskraft, denn Leistung, unsere Arbeit, dafür werden wir bezahlt. Damit wird Geld verdient. Das wir kleinen Menschen brauchen, für unseren Konsum. Und die Großen dieser Welt, um noch mehr Reichtum zu verdienen. Und Schlimmeres. 

Darauf fußt einerseits unser Wirtschaftssystem, anderseits aber auch unsere ganz persönliche Wertschätzung. Das bedeutet, unser kleiner Kosmos, unser persönliches Leben hat dieselben Kriterien, wie das Gesellschaftssystem, was wir Menschen uns gegeben haben.

Wer im Glashaus sitzt, der wirft bestimmt nicht den ersten Stein. Wer wird die Lügen eines Politikers schon anprangern, wer wird sich von diesen schon abhalten lassen, ihn zu wählen, wenn er selbst nicht die Moral, die Ethik in sich trägt, wenigsten im Kleinen zu versuchen, ein halbwegs einwandfreies, ehrliches Leben zu führen?

Ich denke, hier ist der Kern der Krise, in der sich die Menschheit mehr und mehr herein manövriert.

Dabei wird es immer schlimmer. Die Führungselite unserer Ampelregierung aus SPD, Grünen und FDP liegen sich in den Haaren, machen nun sogar, ohne die anderen, Gipfeltreffen. Die Vorsitzenden unserer Regierung verhalten sich schlimmer als Kinder im Kindergarten. Kein zusammen, kein gemeinsam, kein verantwortungsbewusstes miteinander regieren, zum Wohle der Menschen, prägt ihre Arbeit. Jeder gegen jeden, so kann man nicht regieren.

Welche Partei kann man da überhaupt noch wählen, die Regierungsfähigkeit muss man der jetzigen Regierung auf jeden Fall absprechen. Nur welche Alternativen haben wir schlechthin noch? Welcher Mehrheit kann man da noch vertrauen, in der Demokratie, die ihre Politik wirklich im Sinne aller Menschen zusammen gestaltet?

Noch dramatischer geht es immer: Immer deutlicher wird es, wie uns das Geld der Macht regiert. Schauen wir nach Amerika, schauen wir, wie die wohlhabendsten Männer der Welt den Wahlkampf finanzieren. Elon Musk verspricht Millionen als Gewinn für Wechselwähler. Wenn der reichste Mann der Welt Wählerstimmen kauft, Amerika kauft: Offensichtlicher kann es kaum noch sein, wie einige der Reichsten, mit sehr viel Geld in Händen, die Demokratie unterwandern, abschaffen wollen, vernichten möchten und alles dafür tun, zu herrschen. Ich denke mal nicht, dass das eine Verschwörungstheorie ist – aber schon eine Verschwörung – denn ein Blick in die nahe Geschichte verdeutlicht, dass Trump kein Freund der Demokratie ist.

Verurteilte Verbrecher und Vergewaltiger stehen zur Wahl. Verbrecher regieren uns. Wollen wir das wirklich? Oder sind wir selbst zu sehr bereit, auch mit verbrecherischen Methoden zu walten? Und Gewalt ihren Lauf zu lassen, uns einfach mit Karacho zu nehmen, was wir glauben, das uns zusteht?

Dabei sind wir nicht in der Lage, wirklich konsequent, unseren Bundeskanzler seine Hamburger „Cum-Ex Geschäfte“ vorzuwerfen, und seine Vergesslichkeit, um ihn deswegen nicht mehr als Kanzlerkandidat aufzustellen. Es ist doch nicht so schlimm.

Und sich selbst belasten braucht auch keiner. Nein, in einem Rechtsstaat braucht das auch echt keiner, aber das heißt doch nicht, dass uns käufliche Menschen regieren dürfen, dass sie ihre eigene persönliche Moral an der Garderobe abgeben dürfen? Und das sogar im Namen der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands.

Wo bleibt das innere Gerechtigkeitsempfinden eines jedem? Verkauft für ein paar Euros für einen Beratervertrag und einen Sitz im Vorstand? So machen es die Großen, denn sie sind, in ihrem Kosmos, nicht anders als wir Kleinen. Und wenn wir Kleinen ihnen das nicht vorwerfen können, außer in einer Doppelmoral, die nicht für alle gilt, was soll sich dann wohl ändern?

Nach dem Motto, die anderen, die Mächtigen machen es doch auch so, lassen sich doch sowieso kaufen und kommen damit ungestraft davon, warum sollen wir Kleinen im Kleinen das nicht auch versuchen? Unser Denken wird schon eine Rechtfertigung finden.

Das ist das Böse im Menschen

Und es nährt sich vom Bösen, in einer unendlichen Spirale. Es ist der Mechanismus, der Menschen schlimmstenfalls radikal werden lässt, rassistisch oder auch zu jeder Gewalt bereit. Denn machen wir uns nichts vor, die anderen machen es uns doch vor, warum sollen wir es dann nicht genauso machen?

Wo ist denn die oder der, die zum Beispiel konsequent gegen jeden Krieg sind, die dies zeigen, die gegen jede Lüge aufstehen, und die nicht als feindlicher Gegner ausgebuht werden, weil ihre differenzierte Sichtweise mit klaren Werten nicht zum angesagten Denken passt? Wer kann denn in dieser Welt beispielsweise noch sagen, dass er gegen den terroristischen Krieg von Israel ist, ohne damit als Antisemit abgestempelt zu werden? Nur schwarz oder weiß zu sehen ist zu einfach.

Weil wir selbst oftmals nicht wirklich anders sind. Weil wir unter Umständen den anbrüllen und vielleicht sogar körperlich angreifen, nur weil er uns, warum auch immer, die Vorfahrt im Straßenverkehr genommen hat. Und noch schlimmer, eine gewisse Aggressivität wird doch auch erwartet, denn wer darf sich schon die Butter vom Brot nehmen lassen, ohne sich zu wehren. Das ist eine der Folgen der Männerwelt, in der wir alle leben.

Vielleicht ist dieses Denken und Handeln tief verwurzelt in den menschlichen Genen. Vielleicht war und ist es notwendig, um das Überleben einer Spezies zu sichern. Davon habe ich keine Ahnung, aber eins sehe ich deutlich: Es ist wie ein Drahtseilakt, in dem die Gefahr des Absturzes, der gesamten menschlichen Art in den Untergang, global immer größer wird. Denn nicht nur unser Fortschritt im positiven, technischen Sinn wird immer unglaublicher, sondern auch die Gefahren, die Auswirkungen des Bösen.

Dabei gibt es durchaus „Modelle“, wie es anders sein kann. Das generationsübergreifende zusammen Wohnen in Familien. Die eingebettete Gemeinschaft mit der Natur, ohne Ausbeutung der Ressourcen, von indigenen Völkern. Oder Finnland, nach dem „World Happiness Report“ seit Jahren das glücklichste Land der Welt. Im kleinen Kosmos gibt es diese Beispiele, ab wie es scheint, lassen sie sich nur schwer, und schon gar nicht in der Diktatur des Geldes, auf das Große übertragen.

Ein weiteres Pulverfass: Die Ungerechtigkeit

Immer mehr empfinden wir, dass diese Welt ungerecht ist und ungerechter wird. Lobbyisten der Wirtschaft korrumpieren die Politiker, um ihre Interessen zu wahren.

Wie anders lässt es sich erklären, dass zum Beispiel die Kosten der nahenden Gesundheitsreform von den gesetzlich Versicherten getragen werden sollen, und die privat Versicherten „freiwillig“ ihren Beitrag leisten dürfen? Warum tragen nicht alle Menschen gleichermaßen, gemessen an ihren Einkommen und Vermögen, zu den Ausgaben für das Sozialwesen bei?

Wer viel hat, der könnte auch viel geben, wer wenig hat, der gäbe wenig. Das wäre gerecht. Bestimmte politische Kräfte wollen keine faire Verteilung der Kosten, gemessen am Einkommen und Vermögen, wollen am Ende keine Gerechtigkeit, denn dies würde unter Umständen bedeuten, dass diese bestimmten Menschen auf manche Vorteile, Teile ihres Reichtums, verzichten müssten.

Der Abstand zwischen Arm und Reich wird größer und größer. Kaum einer von uns verzichtet doch gerne zu Gunsten anderer. Das ist doch ungerecht, warum arbeiten die anderen denn nicht wie ich? Die liegen doch nur dem Staat auf der Tasche und bekommen dann auch noch eine Grundsicherung, stehen damit sogar besser da, als ich mit meinem Mindestlohn. Genau so oder ähnlich funktionieren die Mechanismen, die propagierten „Feindbilder“, in den wir denken sollen, nicht alleine nur, wenn es nach den populistisch auftretenden Parteien geht.

So ist es doch: Unsere demokratisch gewählten Politiker und Politikerinnen haben kaum ein Interesse, uns authentisch ehrlich die Wahrheit zu sagen, eine grundanständige und wenigsten im Versuch gerechte Politik zu machen, denn dies würde bedeuten, dass sie selbst integer gegenüber sich selbst sein müssten und bereit, wirklich auch zum Wohl der Allgemeinheit, für eine Zukunft aller Menschen, zum Wohlergehen des Klimas, der Natur, der Erde, auf ein paar Vorteile, und auch auf Teile ihres Wohlstand, zu verzichten.

Da ist es doch weit einfacher gegen Migranten zu hetzen, beispielshalber Statistiken der Polizei entsprechend zu verzerren, um die Mehrheit der Deutschen zu mobilisieren. Der Feind ist doch klar, wir „Weißen“ sind doch per se die wahren Menschen. Muslime, Juden, Afrikaner, Asiaten, andere ethnische Gruppen wie die Roma und Sinti, sehen doch komplett anders aus.

Und selbst das es für rassistisches Denken keinerlei wissenschaftlich fundierte Belege gibt, das Denken eines „echten“ weißen Mannes bleibt davon unbeeindruckt. Weil es so einfach ist, weil es in unser Bewertungsschema passt, mit dem wir Weißen unseren Wohlstand und unser wirtschaftliches Wachstum begründen, nicht erst seit den Zeiten des Kolonialismus. Was soll da schon ein Gerechtigkeitsempfinden helfen? 

Aber auch eine radikale Revolution, die mit Gewalt und Zerstörung die Befreiung sucht, würde nicht greifen, denn wer verdient wohl am Aufbau nach der Zerstörung?

Ich denke, wer immer auch versucht sich in diesem System irgendwie mit seinen Idealen für ein anderes Leben, für Veränderung, so wie ich es beispielsweise mit den Grünen verbunden hatte, wirklich einsetzt, werden diese Ideen –  und auch diese Gruppen – vereinnahmt von der Macht des kapitalistischen Systems, in dem wir leben. Von der Macht des Bösen, das sich so undurchschaubar macht.

So sind viele Europäer gegen die Verschleierung von muslimischen Frauen, als Ausdruck der männlichen Macht und Unterdrückung. Aber Verschleierung ist doch eines der Werkzeuge überhaupt, um Macht zu festigen.

Wir sind bestürzt vom Niedergang der Autoindustrie in Deutschland, von den wirtschaftlichen Problemen des Volkswagenkonzerns. Wir verschleiern dabei, dass die Probleme durch die Auswirkungen der „VW-Abgas-Affäre“ mit verursacht wurden. Durch Verbrecher im Vorstand von Volkswagen. Und mit dem festhalten an einer Motorenentwicklung, auf Verbrennungstechnologie beruhend, die langfristig keine Zukunft haben kann, weil Ressourcen der Erde nun mal endlich sind. Und weil andere Staaten, wie China, die Entwicklungen weit besser vorantreiben, müssen wir in Europa entsprechend Zölle erheben, um unsere Wirtschaft zu schützen.

Aber auch damit werden wir unsere Arbeitsplätze nicht retten. Denn selbst wenn wir auf unserer Insel „Deutschland“ die Besten wären, so ist die Wahrnehmung auf einer Insel zu sein, und die Welt darum auszublenden, das tatsächliche Problem.

Anders fühlen

Wenn die Menschheit anders fühlen würde. Weiblicher, mit dem Gefühl einer Mutter. Wenn sie doch lernen würde, dass egal wer wo lebt, kein Feind ist. Und sie erkennen täte, dass sich gar nichts ändern wird, wenn wir weiterhin egoistisch in unsere eigene Tasche wirtschaften. Und begreifen, dass es kein immer währendes wirtschaftliches Wachstum geben kann, welches uns Glück und Reichtum beschert.

Ich finde, alleine wenn wir im gemeinsam leben, und wirklich global, alle Menschen gleichermaßen einbeziehend, dann haben wir als Menschheit eine Chance. Nur wenn wir in weit längeren Zeiträumen reflektieren, als unser kurzes menschliches Leben, unter Berücksichtigung unserer Umwelt, in der wir eingebettet sind und die im Miteinander funktioniert, haben wir eine kleine Aussicht, uns Menschen nicht zu vernichten.

Nur wenn wir wirklich unsere Werte des Lebens neu erfinden, nicht mehr in Abhängigkeit von Leistung und wirtschaftlicher Macht, sondern viel mehr im Wirken für ein Miteinander, dann haben wir eine kleine Option zu überleben.

Leider glaube ich nicht daran: Denn die Macht des Bösen, auch im Kosmos des Kleinen, scheint einfach anziehender, für die Mehrheit der Menschen.

Link: https://www.recht-zu-leben.de


Erstellt am 02.11.2024, letzte Änderung am 17.11.2024 von Michael

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