Ein offener Brief an die Grünen

Offener Brief an die Grünen

Liebe Grüne Partei,

leider habt ihr ja in den letzten Landtagswahlen total verkackt. Auch hier in Brandenburg, am 22. September dieses Jahres, seit ihr über die fünf Prozent nicht hinaus gekommen. Mit keinem Eurer Gesichter habt ihr noch nicht mal ein Direktmandat gewonnen.

Bestimmt haben einige Eurer WählerInnen vor einer Woche taktisch gewählt und lieber den Sozialdemokraten ihre Stimme gegeben, um die Stimmenmehrheit der AfD zu verhindern. Aber das ist keine Entschuldigung für Euer Versagen auf ganzer Linie.

Für mich seit Ihr seit Jahrzehnten immer eine gute Alternative gewesen. Mehr und mehr aber macht Ihr mir, mit Eurer verfehlten Parteipolitik, große Sorgen. Wo sind die Inhalte, für die Ihr als Partei wirklich einsteht und die Ihr nicht auf dem Opfertisch der Kompromisse, zum Beispiel in der Ampel-Bundesregierung, für etwas Machtgefühl preisgebt?

Ein Plakat, für mehr Fahrradwege, reicht da nicht. Von mir nicht vergessen sind die phantasievollen Plakate aus dem vergangenen Jahrhundert. Und Politiker im Anzug und Turnschuhen. Euer angepasst sein am Mainstream scheint mir dagegen keine gute Idee.

Nein, ihr lieben Grünen, ihr zerreibt Euch und Eure Inhalte. Ihr werdet so mehr und mehr unglaubwürdig und tragt massiv bei, zu der um sich greifenden Politikverdrossenheit.

Dabei sind wirklich grüne Themen wichtiger als je zuvor. Die extremer werdenden Unwetter, die Hitzerekorde, die Überschwemmungen zeigen deutlich, dass die Kipppunkte der klimatischen Veränderungen überschritten sind. Das Ziel, die Erderwärmung auf eine Erhöhung von 1,5 Grad zu halten, ist verloren.

Der Jugend gehört die Zukunft – auf dessen Kosten wir Menschen heute leben. Und was macht Ihr: Ihr vergrault die Jugend, die sich in Eurer Partei engagieren möchte. Die, wie beispielsweise die Aktivitäten von „Fridays for Future“ zeigen, die Zeichen der Zeit weit besser erkannt haben, als die auf persönliche Macht versessenen PolitikerInnen bei den Grünen.

Der Vorstand der Grünen Jugend tritt geschlossen aus der Partei aus. Die große alte weiße Frau Künast verhält sich nicht besser als die alten weißen Männer und meint in ihrer Überheblichkeit: „Da weine ich nicht“. Ich kann das nicht wirklich beurteilen, aber es hinterlässt einen sehr schalen Beigeschmack. Sie nennt den Vorstand der Grünen Jugend „nicht realitätstauglich“. Aber brauchen wir nicht besonders in dieser Zeit, wie auch immer schon, gerade auch Vorschläge und Ansichten, die phantasievoll die „Realität“ erweitern? Wie realitätsfern waren vor 100 Jahren noch der heutige Autoverkehr, die technisierte Entwicklung wie Computer, die künstliche Intelligenz?

Was bitte sollen wir mit einer grünen Außenministerin Baerbock, die am liebsten doch sich selbst profiliert. Wo bitte vertritt sie deutlich und ausdrücklich wirklich ökologische Inhalte im Rahmen ihrer Außenpolitik? Eine spürbare Arroganz steht Euch Grünen in der Mehrheit der Bevölkerung auch nicht wirklich gut.

Und was macht unser Bundesminister für Wirtschaft und Klimaschutz Habeck? Als Machtdemonstration peitscht er zum Beispiel bestimmt nicht ganz falsch gedachte Heizungsgesetze durch, nach dem Motto: Hier seht, was ich leiste, ich! Doch alles, ohne aber die Menschen wirklich mitzunehmen. Ohne verständlich zu machen, was und warum er was macht. Und inwieweit sinnvolle Übergangslösungen sein Vorhaben weit mehr stärken würden, als sein, wie es scheint, doch ziemlich unüberlegter und mit wenig Weitblick versehener Aktivismus.

Wenn erst das nächste Atomkraftwerk explodiert sein wird, dann ist es vielleicht zu spät zu erkennen, wie wichtig es gewesen wäre, eine wirklich konsequente grüne Politik zu verfolgen. Aber dieses Ziel scheint Ihr ja kaum noch in den Augen zu haben.

Sobald im weit zunehmendem Maß Flüchtlinge nach Europa, nach Deutschland kommen werden, die, wegen Hitze über 40 Grad oder steigenden Meeresspiegel, aus ihrer unbewohnbar gewordenen Heimat vertrieben wurden, dann wird sich unsere „Flüchtlingspolitik“ noch ganz anders ändern müssen. Ein auch nur im Ansatz rassistisches Handeln wird diese Herausforderungen nicht lindern. Außer wir Menschen gehen über Leichen.

Und was versucht Ihr Grünen unserer Zeit: Ökologisches Handeln und Wirtschaft unter einen Hut bringen. Wirtschaftliches Denken wird die Probleme, wie die Folgen der Klimakatastrophe, oftmals aber aus einer anderen Sicht bewerten. Aus dem Blickwinkel der Wirtschaft hat die Natur, das Klima nur in soweit einen Wert, wie es den Ertrag beeinflusst und Ressourcen vorhält. Wir brauchen Euch Grüne nicht als neue FDP, die doch die wirtschaftlichen Interessengruppen nur allzu deutlich vertritt.

Wir brauchen auch keine Grüne Partei, die egal mit welcher anderen Partei, außer der AfD, unbedingt mit regieren möchte, und dabei ihre Glaubwürdigkeit verspielt. Dabei werden wir nur Komplikationen schaffen, wenn wir andere Meinungen – auch die der eher rechts denkenden Menschen – innerhalb der Demokratie nicht zulassen und lernen, damit umzugehen.

Ich glaube dagegen, wir brauchen eine ehrliche politische Kraft mit grünen Prinzipien. Mit einem deutlichen, ökologischen Schwerpunkt, den sie vertritt. Mit einer Haltung, die nicht vom Egoismus und Machtgier einzelner Menschen getragen wird, sondern immer mit einem Blick auf alle (!) Menschen und unserer Eingebundenheit, zusammen mit der Natur.

Ich denke, wer diese Haltung klar und einfach vertritt, wer nicht meint, alle Weisheit und Kompetenz zu haben und für alles eine Lösung zu wissen, sondern der in dieser Zeit genau die Gefühle, die Unsicherheiten der Menschen erkennt, weil sie ihm selbst auch nicht fremd sind, der kommt vielleicht im ersten Moment nicht allzu perfekt rüber, aber sehr viel authentischer, ehrlicher und glaubwürdiger. Und dann können wir zusammen an der Lösung der menschengemachten Probleme arbeiten.

Ich hoffe nicht, liebe Grüne Partei, dass Eure Zeit vorbei ist. Ich wünsche mir so sehr, dass Ihr das Recht zu Leben, mit all seinen Facetten und für alle Lebewesen, in einer vielfältigen Natur eingebettet, vertretet. Jeder Mensch ist ein individuelles  und wertvolles Wesen. Aber die Probleme unserer Zeit, seien es Gewalt und Krieg, Rassismus oder die Klimakatastrophe, können wir nur gemeinsam und global lösen.

Und das kann meiner Ansicht nach nur gewaltfrei in demokratischen Regierungen geschehen – legitimiert von den Einwohnern des Landes – die die Interessen und Anliegen aller Menschen vertreten. Und nicht, wie es scheint, von korrupten Politikern in Regierungssystemen (und der kapitalistischen Macht dahinter), die glauben, die Macht zu haben, über andere zu herrschen.

Denn das Herrschen der Menschen vergisst, dass es weit mehr gibt, als uns Menschen und dass die Natur die Menschen eigentlich gar nicht braucht.

In diesem Sinne, liebe Grüne Partei, wäret Ihr meiner Stimme sicher!

Herzliche Grüße

Euer Michael

Link: Künast zu Rücktritten bei Grüner Jugend: „Da weine ich nicht“

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