Wofür und weniger Warum
Wofür und weniger warum – wir Menschenkinder müssen lernen, die „richtigen“ Fragen zu stellen. Das könnte der Kern des Weges zur glücklichen Zufriedenheit bilden.
So einfach ist es, wenn es so einfach wäre. Denn was so easy klingt, so schwer ist es doch.
Die Frage nach dem „Warum“ ist eher rückwärts gewandt. Die Ursache wird weit mehr angeschaut, wenn ich das „Warum“ beleuchte. Natürlich blicke ich dito in die Zukunft, weil es so war, weil etwas so ist und weil ich das und das erreichen möchte. Ein Lösungskonzept erkunde ich so mit der Frage nach dem „Warum“ irgendwie ebenfalls.
Dahingegen betont die Frage nach dem „Wofür“ viel mehr die Ziele, die ich habe. Sie eröffnet den Blick in die Zukunft. Wofür mache ich es? Für mich, damit ich mich besser fühle? Für meine Freunde und Verwandte, die Menschen in meinem Leben? Für eine gesündere Umwelt, der ökologischen Vielfalt? Für die Möglichkeiten, mich selbst und einander zu finden, mit dem Bezug, dem eingebunden sein, in einem sozialen Umfeld?
Die und andere Antworten könnten natürlich auch mit der Frage nach dem „Warum“ einfallen. Aber das „Warum“ verengt eher den Kreis. Vielleicht regt sie auch mehr das Gefühl des Selbstmitleids an: Warum musste gerade mir das passieren?
„Wofür“ aber entfaltet das Denken. Ein Sinn ergibt sich aus dem, was passiert ist. So schlimm und schwer es war. So schwierig es geschah. So sehr ich auch an meine Grenzen kam. Oder diese überwinden musste. Die Frage nach dem „Wofür“ entdeckt in all dem gleichermaßen eine Chance. Gibt dem Leben eine neue Perspektive. Weil, nur dank dem es so war, habe ich, finde ich die Kraft weiterzugehen.
Mit der Antwort auf ein „Wofür“ forsche ich mehr nach einem Sinn. Dieser kann sich im eigenen Ego genauso verbergen wie in der Außenwelt.
Mit der Frage wird der Weg zur Antwort entwickelt. Das bedeutet aber nicht automatisch, dass das Ergebnis immer auch richtig ist. Auch die Erwiderung auf ein „Warum“ kann mir durchaus helfen, auf meinen Kurs zu kommen. Wir sind nichts, ohne unsere Vergangenheit, ohne den Blick zurück.
So kann eine Antwort auf „Wofür“ dahingegen dazu führen, dass ich zu sehr auf das eigene Wohlbefinden schaue. Mich zu sehr als den Mittelpunkt begreift und im Egoismus die Welt um mich herum ausblende. Wofür? Nur für mich.
Deswegen ist es immer wesentlich, bei jeder Frage, die wir stellen, den Blick zu weiten. Im Suchen nach einer Möglichkeit, ausgewogen nach rückwärts zu blicken, wie nach vorne. Den Pfad auch genau andersherum zu gehen. Die Perspektive zu wechseln.
Ich werde auch nur wirklich eine umfassende Antwort finden, wenn ich lerne, auch wirklich hinzuschauen. Dabei zuzuhören und mich viel weniger von meinen Gefühlen, meinen spontanen Gedanken, meinem vermeintlichen Wissen, ablenken zu lassen. Denn all das verunsichert in dem Muss, das es erzeugt.
Das ist eine der Grundregeln eines guten Miteinanders.
Die geeigneten Fragen zu stellen, darum geht es. Und nicht die Antwort schon vorwegzunehmen. Oder mich selbst in den Vordergrund zu spielen, „seht her, wie klug ich bin“. Natürlich würde das mein Ego streicheln. Aber der Antwort bringt es mich, uns, weniger näher.
Wenn das beherzigt werden würde, würden wir bedeutend weiter kommen.
Fernerhin kostet es natürlich mehr Zeit genau hinzuschauen. Wir Menschen denken so oft, ach, das ist aber nicht produktiv. Das ist nicht gut genug. Das reicht nicht aus. Wir wollen so gerne perfekt sein. Weshalb auch immer?
Weil es uns von klein auf beigebracht wurde. Oder wir so veranlagt sind. Das Schulsystem beispielsweise beruht auf Leistung. Wir leben in einer Leistungsgesellschaft. Belohnt werden gute Noten, das üben wir ab dem ersten Schuljahr.
Das Leistungsvermögen, über das wir uns definieren, führt so manches Mal zu oft dazu, dass wir unserem Leben eine Wertung anlegen. Wir haben die Schere im Kopf, ist es gut, besteht es in dieser Welt. So keimt das Risiko, dass wir den Mut verlieren, einfach nur zu sein, unserer Intention zu folgen, etwas einfach nur irgendwie zu machen, wie es sich aus uns entfaltet.
Eine weitere Ursache ist unser kapitalistisches Wirtschaftssystem, mit dem Ziel der Profitmaximierung und der Intention des scheinbar unendlichen Wachstums.
Es ist in unserem Gehirn feuerfest eingebrannt: materielle Sicherheit zu brauchen, damit wir in Zukunft versorgt sind.
Dabei ist genau das Problem unserer Zeit: ein monetäres System der Sicherheit. Unter anderem das haben wollen und konsumieren müssen vernebelt uns den Grips.
Kein Mensch wird überleben, die Menschheit schon gar nicht, wenn wir nicht beginnen, wieder mehr den Bezug zu finden, zu unserer natürlichen Welt, in der wir herein geboren wurden.
Die Natur funktioniert nur in der Vielfalt. In einer Symbiose zwischen Wirt und Gast. Gerät das, zum Beispiel in einer Monokultur, aus dem Gleichgewicht, kann man nur sehr begrenzt eingreifen. Die Löcher im Netz werden größer, das Gewebe wird löchrig und droht zu zerreißen.
Und genau das passiert, wenn wir, wie in einem Wald nur voller Kiefern, den Blick rein auf das wirtschaftliche Wachstum einengen und, die Welt um alles, einfach verdrängen oder vergessen. Der Borkenkäfer schlägt zu.
Das erfolgt, wenn unsere Antwort zu sehr auf das „Warum“ fokussiert bleibt.
Es widerfährt der eigenen Seele. Und es engt uns ein. Macht uns seelisch krank. Wenn wir uns auf die Frage nach dem „Warum“ versteifen. Es ist mit eine der Ursachen für einen nicht mehr gesunden Pessimismus, der, bei einer wachsenden Zahl von Menschen, in Depressionen, einer Nulllinie, mündet oder in andere heftige psychische Erkrankungen.
Auch die Depression ist eine Krankheit, die es nicht erst in der heutigen Zeit gibt. Historische Dokumente beschreiben sie schon in Schriften von Hippokrates nach 460 vor Christus. Fürderhin damals, in allen Zeiten, gab es bestimmt sehr viele Sachverhalte, die sich krankmachend auf die Seele der Menschen legten. In der heutigen Zeit sind die äußerlichen Einflüsse erheblich verändert, vielfältiger und massiver. Und, wie ich finde, weitaus bedrohlicher, da uns in kürzester Zeit über alles auf der Welt Informationen erreichen können.
Man kann nie Schlechtes mit noch schlechteren vergleichen, das führt zu rein gar nichts.
Aber ich sehe in der Art des wirtschaftlichen Systems, der Druck und der Stress in unserer Gesellschaft, eine gewichtige Ursache für die steigende Anzahl von seelischen Erkrankungen. Wollen wir das weiter so?
Mit der ansteigender Betroffenheit des einzelnen Menschen wächst die Betroffenheit der Gesellschaft. Die Gesellschaft erkrankt zunehmend seelisch, und es ist eine Frage der Zeit, wann der Kipppunkt überschritten wird.
Ich denke aber auch, wenn wir unseren Blick wieder mehr öffnen, wenn wir uns anschauen, auch warum wir leben, aber mehr noch, wofür wir auf dieser Welt sind, dann müsste es uns doch eigentlich wie Schuppen von den Augen fallen, dass wir nicht überleben können, als Menschheit, wenn wir so weiter machen wie zurzeit.
Wofür? Dazu müssen wir ein Rezept finden, endlich beginnen, mindestens danach zu suchen. Und begreifen, dass wir nur in einem gemeinsam überleben werden, im gemeinschaftlich mit anderen Menschen genauso wie im verbundensein mit der ökologischen Vielfalt der Natur.
Warum ist, in unserer jetzigen Art und Weise zu leben, das Problem? Natürlich ist es super, sich etwa ein „Spielzeug“, wie ein Mercedes Cabrio zum Beispiel, leisten zu können. Oder auch über eine wunderschöne Frau. Männlichkeit definiert sich so oft darüber, was sie alles hat. Das ist auch ein Symbol der Macht. Warum? Es schmust unsere Seele, wenn wir Männer wieder etwas Tolles ergattert haben, dieses selbstherrliche Gefühl der Liebkosung ist es unser männlicher Antrieb.
Wenn wir aber nur mal die Frage nach dem „Wofür“ stellen würden. Na, damit es mir persönlich besser geht, würde ich Mann vielleicht denken. Das ist auch ok. Wenn damit unser Sein nicht aus dem Ungleichgewicht gerät.
Denn damit wäre nicht viel gewonnen. Und morgen zerfetzt die Erdkugel unter der Zerstörung, weil irgendein Y-Chromosom-Träger, in seinem Männlichkeitswahn oder sonstigen Wahnsinn, die Kontrolle verloren hat, über all die Kriegswaffen und deren katastrophalen Auswirkungen. Oder das nächste, in seiner Wuchtigkeit noch nie dagewesene Naturphänomen, das unermessliche Opfer fordert.
Ihr Lieben. Beginnt, anders zu denken. Wir wissen das alles doch nicht erst seit gestern!
Offenheit ist seit Jahrzehnten einer meiner inneren Werte, die mir immer wichtig waren und sind. Offenheit bedeutet, die Gedanken in alle Richtungen zu erlauben. Sich alles anzusehen, anzuhören, zu erfahren und in dieser Vielfalt seinen Platz zu haben.
Nein, ich muss nicht der Beste sein, dass meiste bekommen, wie zu oft gedacht wird. Die beste Leistung, das reduziert mich einfach nur auf einen Vergleich mit meinem Gegenüber.
Damit begrenzt es mich exemplarisch auf ein rassistisches Denken, in dem nur eine Elite ihren Gewinn hat. Es erniedrigt mich auf die Enge des Denkens, dass die Welt, um mich herum, alleine dazu dient, dass wir uns selbst verwirklichen können.
Ja! Der Mensch ist limitiert, als das Geschöpf Gottes, dem „Alles“ zusteht und untertan ist.
Und was ist das Ergebnis: Unter anderem eine fundamentale Klimakatastrophe, die uns immer mehr droht, dass die Puffer der Erde schmelzen und die Umkipppunkte des Klimas überschritten werden.
Und eine Welt der Gewalt, in der jeder nur sich höchstpersönlich am nächsten ist und selbst ein Krieg mit unermesslichem Leid und Zerstörung und Tod nicht das Bewusstsein auf einen Weg daraus öffnet, aus dieser Spirale der Gewalt zu entkommen. Und das hat sich seit Menschengedenken, insbesondere in der Welt des Patriarchats, nie wirklich geändert.
Die Verantwortungslosigkeit, hinter der Grimasse des Populismus, greift um sich, wie noch nie. Das schert nicht alle Menschen über einen Kamm, es gibt überall auf der Welt viele Evas und Adams, die in ihren sehr persönlichen Lebensart, ihren nachhaltigen und beeindruckenden Lebensweg eingeschlagen haben. Nur sitzen diese Frauen und Männer selten in verantwortungsvollen Regierungen.
Dennoch, keine faschistische Regierung kann und wird die menschengemachten Probleme mit Klima und Gewalt wirklich lösen. Im Gegenteil: die Beschleunigung der Entwicklung, dass wir zur letzen Generation der Menschen gehören könnten, wird damit weiter entfacht.
Möglicherweise zeigt sich in diesem Zusammenhang auch einfach nur eine Unvollkommenheit der Natur, in der sich diese Gattung des Menschen einfach noch nicht einmal zufriedenstellend entwickelt hat.
Mit meiner Aufzählung, was so alles schiefläuft, versuche ich einwenig das „anders denken“ anzuregen. Das Leben ist ein Prozess.
Vielleicht wird sich im Laufe der Evolution zeigen, wie es besser geht. Meine Angst ist nicht, dass das nicht sein könnte, denn dafür schreibe ich meine Gedanken ja. Meine größte Sorge ist, dass es zu einer weiteren Evolution gar nicht mehr kommen wird, weil eine Handvoll durchgeknallter Machtinhaber alles Leben vernichtet haben, oder es Millionen von Jahren brauchen wird, bis sich neues Leben entwickeln kann. Und sei es, weil einer einfach nur uneingeschränkt duschen will.
Dabei könnte es so einfach sein, wenn wir einfach nur die richtige Frage stellen, ein jeder, ich mir persönlich und wir als Gesellschaft: Wofür?
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Erstellt am 12.04.2025, letzte Änderung am 14.04.2025 von Michael