Abstand halten

Abstand halten

Abstand halten ist in diesen Zeiten das große Thema. Viele Menschen auf engen Raum sind nicht erlaubt. Veranstaltungen fallen aus oder werden verschoben. Das Leben fällt aus oder wird verschoben. Dieses Vorgehen scheint jedenfalls sinnvoll. Ist der Abstand zwischen Menschen etwas Normales, werden so die Menschen die Probleme lösen können, die wir haben (Ähnlichkeiten mit der Realität sind rein zufällig)?

Partnerschaft

Können sich Menschen überhaupt mit Abstand kennen lernen? Denn näher als 2 Meter darf sich keiner mehr kommen. Datingapps und Partnervermittlungsapps gibt es ja schon. Neustes Kriterium für die große Liebe wird sein, wer am besten Abstand halten kann.

Alleine sein, alles alleine machen wird der neue Kult. Wer dann eine Woche oder länger keinen Menschen trifft, kein Wort sagt, der bekommt eine Prämie. „Es ist so schön einsam zu sein“, ist das Motto. 

Öffentliches Leben

Im öffentlichen Leben wird das Vermummungsverbot abgeschafft. Das tragen einer Ganzkörperburka in der Öffentlichkeit wird Pflicht. Die Modeschöpfer sind frühzeitig auf den noch nicht da gewesen Trend aufgesprungen. Eine Burka im modischen Pastellblau für den Herren und Rosa für die Frau ist in. Die emanzipierte Frau trägt Lila.

Zwar laufen hier die christlichen Kirchen Sturm, aber diese werden bald geschlossen, da keine Gottesdienste mehr stattfinden dürfen. 

Im Bereich Sport werden die Fußballregeln geändert, 22 Spieler plus Schiedsrichter auf einen Platz, geht das? Oder dürfen die Spieler jetzt nur noch in 2 Meter Abstand laufen und sich nicht mehr näher kommen. Sonst gibt’s einen Elfmeter für die gegnerische Mannschaft. Selbstverständlich alles vor leeren Rängen, eine Fußballübertragung findet nur noch im Fernsehen statt.

Die großem Kaufhallen und Baumärkte werden zu Restaurants umgebaut, in denen die Tische, am besten in 5 Meter Abstand, stehen und so groß sind, dass man den Mindestabstand beim essen einhalten kann. Drohnen servieren die elektronisch aufgegebene Bestellung. Dafür braucht man keine großen Geschäfte mehr, der Handel wird komplett vom Amazon übernommen. Menschen gehen nicht mehr einkaufen, sie amazonen.

Kultur

Theater und Kinos und andere Kulturstätten werden nicht geschlossen, sie werden nur größer, damit die Besucher im passenden Abstand zueinander die Vorstellungen genießen können. Das Problem ist nur der Einlass, aber hier kann man ja entsprechende Gänge bauen, wie in Mauerzeiten an der Grenze. Und wer früh genug da ist, muss auch nicht anstehen, sondern nur drinnen warten. Manche Häuser stellen das Programm auch komplett um. Damit gibt es kein Anfang und kein Ende, alles läuft in einer Dauerschleife.

Kinderspielplätze werden geschlossen. Und Kinder dürfen indes nur noch in vorgesehenen Spielzimmern spielen. Und zwar am besten mit Computer oder Smartphone. Das kann man gut überwachen. 

Große Plätze werden gesperrt. Denn es gilt ein Versammlungsverbot. Auch Demos sind nur noch als sogenannte Autodemos erlaubt, in denen sich Menschen im Autokorso durch die Stadt bewegen dürfen. Man will die Menschen ja nicht aller ihrer Mitspracherechte berauben. 

Rechtssystem

Auf Gewaltverbrechen mit Körperkontakt gegenüber Menschen steht die Todesstrafe für Täter und Opfer. Natürlich sind auch die Opfer schuldig, den warum haben sie den Mindestabstand zum Täter nicht eingehalten. Richter entscheiden alles sofort und alleine im Homeoffice. Die Strafe wird unverzüglich vollzogen. Eine Videoüberwachung mit Strafdrohnen macht das möglich.

Mit dem Abstandsgesetz werden so viele Probleme gelöst, wir sollten ernsthaft darüber nachdenken. Bei der Gelegenheit wird natürlich auch die Demokratie, Debatten und Parlamente abgeschafft, ein Alleinherrscher kann doch viel besser im Sinne des Abstandsgesetzes regieren. Positiv ist, dass die Soldaten der Bundeswehr, die Heere abgeschafft werden, die Kriege werden vollautomatisch mit Drohnen und anderen Flugkörpern ausgeführt.

Waren es wirklich Computerfreaks, die in die Abstandsapp – kann nicht deinstalliert werden, befindet sich in jedem technischen Gerät – ein Ortungssystem eingebaut haben, dass die Kriegsdrohnen benutzen, um die Feinde zu orten und den Krieg zu gewinnen? Kriegswaffen wie Giftgas haben sich ja auch schon früher bewährt und finden weiterhin Zuspruch.

Sexualität, menschliche Fortpflanzung, Zärtlichkeit, alles wird verboten. Männer werden gemolken, und der Samen den Frauen gespritzt, um für Nachwuchs zu sorgen. Wie es früher mal war, werden die Menschen irgendwann nur noch aus Filmen kennen. Diese sollten aber auch zensiert und verboten werden, damit die Menschen nicht auf dumme Gedanken kommen. 

Kinder, alte Menschen, jeder wird isoliert. Natürlich wird ein zusammenleben nicht verboten, aber technische Möglichkeiten, wie eine Abstandsapp auf dem Smartphone, sorgen dafür, dass das Gesetz eingehalten wird. Ansonsten kommt die Abstandspolizei.

Gesundheitswesen

Menschen, die psychisch unter der Einsamkeit leiden, haben einen gesetzlichen Anspruch auf einen Gesellschaftsroboter.

Krankenhäuser werden dicht gemacht. Menschen werden mit Gesundheitsapps und per Video untersucht. Operationen werden zu Hause durchgeführt. Hier kommen Roboter zum Einsatz. Wenn die Küche nicht ausreicht, übernehmen die Krankenkassen ab Pflegegrad 2 die Kosten für die Einrichtung eines Gesundzimmers in der Wohnung. Weitere hygienische Voraussetzungen bei OPs zu Hause müssen nicht eingehalten werden, da man sich durch die Abstände zu anderen nicht mehr anstecken kann. 

Bildungssystem

Früher gab es kleine Dorfschulen. Dann wurden diese durch große Gesamtschulen ersetzt. Jetzt wird Videounterricht zu Hause eingeführt. Im Chat wird der Lehrer seinen Stoff vermitteln. Prüfungen finden zwar noch in der Schule statt. Hierzu werden Schülerschutzwände eingerichtet, ähnlich wie Wahlkabinen, nur durchsichtig und mit Mikrofon und Kopfhörer ausgestattet. 

Für Lernschwänzer gibt es in den Schulen Einzelunterricht. Wer seine Prüfungen und Test nicht besteht, bekommt keine weitere Chance. Die braucht er auch nicht, je dummer die Menschen sind, dies alles mitzumachen, umso besser.

Fazit

Wer stirbt, ist selber schuld, denn er hat den Abstand nicht gewahrt. 

Also, ich stimme bestimmt nicht, in der großen digitalen Volksabstimmung, für eine entsprechende Verfassungsänderung. Aber wer weiß schon, wie es ausgeht.